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Ostergrüße

3. April 2020

Liebe Schülerinnen und Schüler,                                                                    
liebe Eltern,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

in diesem Jahr tasten wir uns mit sehr ungewohnten Erfahrungen an „Ostern“ heran. Uns bewegen die Schicksale der Menschen weltweit, die der Corona-Pandemie ausgeliefert sind, und wir spüren bei uns selbst, was es heißt, die Zukunft nicht zu kennen. Niemand kann sagen, was wird, wie (es?) wird. Erfahrungen, Gewohnheiten, die uns das Gefühl gaben, das Leben planen, gestalten zu können: Sie bieten uns keinen Halt mehr. So beginnen heute zwar die Osterferien, doch was werden das für „Ferien“ sein? Wovon? Wozu? Gerade mit „Ferien“ verbinden wir das Erleben, frei zu sein, frei zu handeln. Jetzt aber können wir nicht einmal den Ort selbst wählen, nicht einmal die Menschen, mit denen wir gerne zusammen sind. 

Wie können wir von der großen Freude über das Leben an Ostern glaubhaft sprechen, wenn wir diesmal nicht mit unseren Lieben um den Osterfrühstückstisch sitzen dürfen? Wenn wir in Sorge um unsere Eltern und Großeltern sind? Wenn uns Bilder und Worte von den vielen, vielen Toten berichten? Wenn uns die Begegnung in den Ostergottesdiensten fehlt, die doch die Hoffnung feiern, dass die Liebe stärker ist als der Tod?

In diesen Tagen und Wochen ist in der engen gegenseitigen Rückversicherung zwischen Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer ein starkes WIR-Gefühl spürbar: Alle wollen zusammen helfen; wollen, dass es „geht“; entwickeln kluge Ideen. Wir erleben Verständnis und Geduld. Wir teilen miteinander Sorgen und Ängste, aber auch die Freude an den kleinen Dingen. Wir drücken aus, wie sehr wir einander vermissen. Wir nehmen dankbar wahr, was wir alles haben. 

Die Corona-Pandemie ist ein großes Unglück, das durch nichts gerechtfertigt werden kann, daran ist nichts zu beschönigen. Dass wir unter dem Eindruck dieser Bedrohung auch Erfahrungen von Selbstlosigkeit, Nächstenliebe und Solidarität machen, gibt uns Hoffnung, in der Bewältigung der Krise zueinander zu finden, etwas wieder zu entdecken, was vielleicht vergessen war: Wir brauchen uns! Mehr als alles andere.  Jede und Jeder ist wichtig.    

Das ist allerdings die Botschaft Jesu, die sich mit Ostern gegenüber allem durchsetzt, was Leben vernichtet, gegenüber allem, was sich anmaßt, Leben zu klassifizieren, aufzurechnen, zu benutzen.

Wir wünschen uns so sehr für Sie und Euch und mit Ihnen und Euch, dass bleibt, was immer schon da war, was jetzt aber besonders sichtbar wird:  Verbundenheit, Zuversicht und das Bewusstsein, dass unser Leben durch die Liebe gerettet wird. Wir können uns an Ostern nicht begegnen, aber wir können eine Kerze anzünden, aneinander denken, miteinander beten und an die rettende Kraft dieser Liebe glauben.                                

 

In herzlicher Verbundenheit

 

Claudia Haupt                                              Johannes Wirthmüller

 

Auferstehung

Ostergrüße (c) Michael Wittenbruch

Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.

Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

Marie Luise Kaschnitz